„Kampf um Strom“ – Interessanter Diskussionsabend der SPD Rosbach/Rodheim zur Energiewende mit Prof. Dr. Claudia Kemfert

Veröffentlicht am 30.09.2013 in Ortsverein

Prof. Dr. Kemfert mit Jochen Schmitt (links) und Dr. Hans-Peter Rathjens (rechts)

Die erneuerbaren Energien werden immer weiter ausgebaut, der Durchschnittspreis an der Leipziger Strombörse stagniert oder sinkt und wird immer beständiger und ich kann heute bereits Strom für 2019 kaufen, dessen Preis weniger als 15% über dem heutigen liegt. Gleichzeitig wird Energie im Allgemeinen und Strom im Speziellen immer teurer. Was sind die Hauptkostentreiber? Was wird falsch gemacht? Wie müsste eine funktionierende Energiewende organisiert sein?

Um diese und andere Fragestellungen ging es in einer Diskussionrunde unter der Überschrift "Kampf um Strom", zu der die SPD Rosbach/Rodheim am Vorabend der Bundes- und Landtagswahl in das Bürgerhaus Rodheim geladen hatte. Zu Gast war Prof. Dr. Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance Berlin.

In Ihrem Anfangsstatement ging Prof. Dr. Kemfert zunächst der Frage nach, was unter der Energiewende zu verstehen sei. Man dürfe diese, so Kemfert, nicht nur als Umstellung der Stromerzeugung und Stromversorgung auf erneuerbare Energien sehen. Vielmehr müsse man die in der Diskussion häufig vernachlässigten Themen Wärmeversorgung und Mobilität in die Diskussion einbeziehen. Derzeit würden rund 80% der in den deutschen Privathaushalten verbrauchten Energie für das Heizen, 10% für die Warmwasserversorgung und z.B. nur 2% für die Beleuchtung eingesetzt. Eine nachhaltige Energiepolitik müsse daher neben der Umstellung der Stromversorgung auch die hohen Einsparpotentiale im Auge behalten, die sich unter anderem aus der Gebäudemodernisierung und Gebäudesanierung ergäben. Zudem könnten neben einem Ausbau des ÖPNV-Angebots die derzeit rasanten Entwicklungen im Automobilsektor im Hinblick auf die Elektromobilität dazu beitragen, dem Wunsch der Bevölkerung nach Mobilität, Effizienz und Kosteneinsparung gleichermaßen Rechnung zu tragen. Insgesamt sei, so Kemfert abschließend, „die sichere Bereitstellung bezahlbarer Energie genauso wichtig wie der effiziente Einsatz von Ressourcen“, denn nur „nicht verbrauchte Energie verursacht auch keine Kosten“.

In der anschließenden Diskussion wurden daraufhin die verschiedenen Facetten der Energiewende beleuchtet. Einen wichtigen Raum nahm dabei die Frage nach den Ursachen der immer weiter steigenden Energiekosten ein. Prof. Dr. Kemfert erläuterte anhand einiger nachvollziehbarer Zahlen, dass die derzeitigen Steigerungen des Strompreises, wenn überhaupt, nur zu einem geringen Teil auf das Erneuerbare Energiegesetz (EEG) zurück zu führen sei. Das EEG habe, aller Panikmache zu trotz, aufgrund der weiter betriebenen Altkraftwerke zu einem Strom-Überangebot und damit zu einer Reduktion des Börsenpreises geführt. Gleichzeitig gleiche das EEG die durch die Förderung der erneuerbaren Energien hervor gerufenen Verluste für die Energiekonzerne zunächst durch die EEG-Umlage aus. Hierdurch habe sich der Energiepreis in Summe deutlich wenig geändert, als es der Strompreis vermuten lässt. Viel mehr Einfluss haben der notwendige Ausbau des Energienetzes sowie die viel zu günstig gehandelten CO2-Emmissionszertifikate. Diese würden - in Kombination mit den durch die Bundesregierung in der vergangenen Legislaturperiode immer weiter ausgebauten Ausnahmeregelungen zur Befreiung von der EEG-Umlage - eher zur Stromverschwendung als zur Energieeinsparung einladen.

Gegen Ende der Diskussion zeigte sich, dass ein Hauptpfeiler der Energiewende in der Dezentralisierung der Energieerzeugung liegt. Zwar stellen die derzeit viel diskutierten Ofshore-Windparks in Nord- und Ostsee einen wichtigen Pfeiler zur Bereitstellung einer weniger von Schwankungen abhängigen Grundversorgung dar. Viel wichtiger sind jedoch lokale und kommunale Lösungen wie kleine virtuelle Kraftwerke (Micro Smart Grids), in denen sich die Nutzer gegenseitig z.B. über Blockheizkraftwerke, kleinere Gaskraftwerke, Wind- oder Photovoltaikanlagen mit Energie versorgen können. Derartige Systeme bringen eine hohe lokale Wertschöpfung und schaffen Arbeitsplätze in der Region.

So endete nach rund zwei Stunden ein interessanter Diskussionsabend, der ein wenig Licht in energiepolitische Themen bringen und das Interesse der Beteiligen wecken konnte, sich in Zukunft mehr mit der Energiewende zu beschäftigen.

Herbert See
Pressesprecher der SPD Rosbach/Rodheim

Christian Stengel
Vorsitzender der SPD Rosbach/Rodheim