Workshop zur Gewaltprävention mit Ben Vogt, dem Fanbeauftragten der Frankfurter Eintracht

Veröffentlicht am 24.01.2011 in Kommunalpolitik

Diskussionsteilnehmer am Workshop zur Gewaltprävention

Einen interessanten und spannenden Abend erwartete die mehr als 30 Besucher einer Podiumsdiskussion zum Thema Gewaltprävention am Mittwoch dem 19.01. in der Adolf-Reichwein-Halle in Rosbach. Gäste auf dem Podium der von Herbert See, dem Pressesprecher der SPD Rosbach/Rodheim moderierten Veranstaltung waren Ben Vogt, einer der beiden hauptamtlichen Fanbeauftragten der Frankfurter Eintracht sowie Dr. Hans-Peter Rathjens, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rosbacher Stadtparlament und Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Rosbach.

Zunächst erläuterte der Diplom-Soziologe Ben Vogt die Aufgaben eines Fanbeauftragten. Es handle sich dabei nicht um die Rolle eines Musterfans, der „die Fahne des Vereins tragen“ dürfe. Vielmehr bestehe seine Hauptaufgabe darin, zwischen der Polizei auf der einen und den rund 5000 organisierten bzw. zu den Auswärtsspielen der Eintracht reisenden Fans auf der anderen Seite zu vermitteln. Er sehe sich dabei als eine Art Dolmetscher, der dabei auch als Vertrauensperson für die Fans und Ansprechpartner für die Fanbeauftragten der anderen Vereine fungiere. Primäres Ziel seiner Arbeit sei es, präventiv vorzugehen und gewaltsame Ausschreitungen schon im Vorfeld zu unterbinden bzw. Konflikte so früh wie möglich zu deeskalieren.
FlyerIm Rahmen der anschließenden Diskussion ging Ben Vogt auf verschiedene, auch kritische Fragen aus dem Publikum ein. So erklärte er auf eine Anfrage, dass die in immer größerer Zahl in den Fanklubs organisierten Frauen ein wichtiger Mittler zwischen ihm und besonders gefährdeten Fans sein können. Außerdem sprach er sich dafür aus, den Ängsten in der Bevölkerung durch stetiges Einwirken auf die Fans und durch Aufklärung auf beiden Seiten zu begegnen.
Zum Schluss seiner Ausführungen appellierte Ben Vogt an die Anwesenden, den fußballbegeisterten Fans aber auch den fanatischeren „Ultras“ nicht von vorne herein eine Gewaltbereitschaft zu unterstellen. Vielmehr sei es nach seiner Ansicht wichtig, sowohl den nichtorganisierten als auch den organisierten Fans möglichst viele Freiräume zu geben. Fans dürften sich nicht durch zu harte und nicht in jedem Fall nachvollziehbare Maßnahmen gegängelt und ausgegrenzt fühlen, denn dies schaffe neues Konfliktpotential. Es wäre wichtig, Fankultur zu verstehen und wenn möglich auch zu akzeptieren, sofern diese nicht in Ausschreitungen oder Straftaten münde. Den Anwesenden konnte er dies anhand einiger Beispiele aus der Vergangenheit verdeutlichen.
Auf Nachfrage von Dr. Rathjens berichteten die Jugendpfleger der Stadt Rosbach, Sebastian Weddige und Judith Burghof, über den aktuellen Stand der Jugendbetreuung, die seit November 2010 durch den Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. organisiert wird. Eine der Herangehensweisen des in Rodheim ansässigen Vereins bestünde in einer mobilen Jugendarbeit mit einer Art „Streetworking“. Durch das schlechte Wetter der vergangenen Wochen und Monate sei der Zulauf in den Jugendzentren jedoch sehr hoch, so dass man sich derzeit auf diese Arbeit konzentriere.

Gegen Ende der Veranstaltung erläuterte Dr. Rathjens kurz die städtischen Aktivitäten im Bezug auf die Kinderbetreuung. So sähen es die Gremien unserer Gemeinde und insbesondere auch die Fraktion der SPD Rosbach/Rodheim als besonders wichtig an, Einrichtungen zur Kleinkinder-, Kinder- und Jugendpflege zu schaffen, zu erhalten und finanziell auf eine solide Basis zu stellen. Mit dem Kinderhaus Bergstraße erhalte die Stadt eine neue Betreuungseinrichtung für Kleinkinder mit insgesamt 120 Plätzen, so dass den Rosbacher Familien damit rund 760 Betreuungsplätze für Kinder unter sechs Jahren zur Verfügung stünden. Mit der Eröffnung des Kinderhauses würden deutlich über 50% der städtischen Angestellten in der Kinderbetreuung tätig sein, die jährlich mit über 3.5 Mio. Euro öffentlicher Gelder bezuschusst werde.
Nach rund zwei Stunden konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und darunter auch einige Jugendliche mit der Gewissheit nach Hause gehen, einige neue Aspekte kennen gelernt zu haben.

Christian Stengel
Stellv. Ortsvereinsvorsitzender